Das Essential des Pressevertriebs

Das Essential des Pressevertriebs

Presse verkaufen kann ein ziemlich öder Job sein. Wer in einem Grossounternehmen am Stadtrand autobahnnah in einem Waschbetonbau der 70er-Jahre und einem über die letzten Jahre stark ausgedünnten Team Mengen disponiert, die dem Einzelhandel anschließend viel zu groß und den Verlagen zu klein sind, der muss eine dicke Haut und viel intrinsische Motivation mitbringen, wenn er oder sie dabei nicht die Lust an der Aufgabe verlieren möchte.

Wer sich entschieden hat, sein unternehmerisches Glück als ‘fragmentierter’ Presseeinzelhändler zu suchen, der stellt häufig fest, dass er am Monatsende bei Arbeitszeiten von erheblich über 40 Stunden pro Woche weniger verdient hat als er einem Mitarbeiter aufgrund des gesetzlichen Mindestlohns bezahlen müsste.

Und wer sich im filialisierten Einzelhandel mit dem Pressesortiment beschäftigt, der steht vor der undankbaren Sisyphos-Aufgabe, Ordnung in einem Regal zu bewahren, das bunter und vielfältiger ist als die Obstauslage oder der Quengelbereich in der Kassenzone ohne aber vergleichbare Umsätze damit zu erwirtschaften. Statt dass die Lieferanten ihre Mengen und ihre Produktpolitik dieser Situation anpassen, kommen täglich viel zu viele neue Produkte dazu, von denen sich viel zu wenige verkaufen lassen werden.

Wie motiviert man Mitarbeiter oder auch sich selbst für eine solche Arbeit?

Nachhaltiger als Geld und mehr als ein Lob des Chefs motiviert die Erfahrung einer sinnvollen Tätigkeit. Wer erlebt, dass er mit seiner Arbeit zu etwas Größerem beiträgt, der arbeitet mit mehr Freude, mehr Belastbarkeit und mehr Eigeninitiative.

Wer dazu beiträgt, Presse zu verkaufen, der trägt dazu bei, dass Presse überhaupt erscheinen kann. Der trägt dazu bei, dass andere Menschen Zugang zu einem vielfältigen Angebot unterschiedlichster Meinungen, Informations- und Unterhaltungsangebote haben. Der hat damit seinen Anteil an der Gewährleistung eines Grundrechts, das direkt nach dem Persönlichkeitsschutz und der Gleichberechtigung von Mann und Frau, noch vor dem Versammlungsrecht, dem Schutz von Ehe und Familie und der Unverletzlichkeit der Wohnung rangiert.

Ein wie hohes Gut Presse und Meinungsfreiheit sind, das zeigt auch die Aufhebung des Compact-Verbotes. So abstoßend das Magazin für jeden vernünftigen Menschen ist, so sehr zeigt die hohe Hürde vor dem Verbot einer Zeitschrift doch, dass jeder einzelne Mitarbeiter im Pressevertrieb Teil eines für unsere Gesellschaft unverzichtbar großen Ganzen ist.

Von allen ‘Essentials’ des Pressevertriebs ist das das Wichtigste.