Rausch ausschlafen & ausnüchtern
Rausch ausschlafen & ausnüchtern Digitalpublisher auf der ganzen Welt beklagen momentan den Verlust von 'Reichweite'. Gemeint sind andauernde Unterschreitungen früher gemessener Rekordwerte bei der Websitenutzung, vor allem der Anzahl der Nutzer oder Visits. Aber 'Reichweite' ist ein problematisches Konzept. Hinter mehreren Visits kann ein und dieselbe Person stecken. Wenn es überhaupt eine Person ist und kein Roboterprogramm, das hinter dem Seitenaufruf steht. Visits sind fast immer flüchtige Einmalkontakte ('Fly-bies'). Hinter einem Visit kann genauso gut der gezielte Aufruf einer Website stecken wie das versehentlich Klicken auf einen Link, der nur nahe neben einem anderen, eigentlich gemeinten Link platziert war ('dicke Daumen'-Phänomen). Die Summe aller unklaren und oft unmotivierten Kontakte als Reichweite zu bezeichnen, war immer schon Augenwischerei. Die Begeisterung über die schieren Mengen, die sich online messen lassen, eine borderlinernde Hysterie. Über ihren Rückgang lassen sich nur Krokodilstränen vergießen. Ein versehentlicher Klick, der nicht stattfindet, ist kein Verlust, sondern Ressourcenschonung. Ein Rückgang der Webreichweiten kann ein Problem sein, muss aber nicht. Ja. Nicht jeder Fly-by ist nur ein wertloser Einmalkontakt. Jeder Abonnent ist dem Publisher beim ersten Mal als Einmalkontakt