Von Schweden in die Welt – Der Flatrate-Kiosk Readly

(September 2014)

Schweden ist nicht nur die Heimat des weltweit wohl bekanntesten Musik-Streamingdienstes Spotify. Aus Schweden kommt auch der zurzeit vielversprechendste Versuch, ein internationales Flatrate-Angebot für digitale Zeitschriften zu etablieren. Readly startete im März 2013 im Heimatland, im November 2013 wurde das Angebot in den USA gelauncht. Und im März dieses Jahres eröffnete die englische ‘Filiale’. Noch 2014 Jahr will das Unternehmen sein Angebot auch in Deutschland eröffnen.

Derzeit bietet Readly seinen Nutzern den Zugriff auf aktuelle und vergangene Ausgaben von rund 500 E-Papern. Auch schwedischen Kunden stehen die englischen oder die US-Ausgaben zur Verfügung. Lediglich die in Schweden eingeführte Flatrate für E-Books ist bisher ein rein nationales Angebot. Readly-Nutzer bezahlen in England 9,99£ pro Monat, in den USA 9,99$ und in Schweden 99SKR (umgerechnet etwa 11€).

[pvd: damit ist Readly ein besonders prominentes ‘Opfer’, des von pv digest an anderer Stelle in Frage gestellten 9,99-für-egal-was-Preis-Fetischs. Mit 9,99£ bezahlt der Nutzer in England zu aktuellen Kursen fast zwei Drittel mehr als ein US-Nutzer mit 9,99$.]

pv digest hat Mitgründer Henrik Barck zu seinen Erfahrungen und Plänen befragt.

Foto Henrik Barck, Mitgründer Readly
Henrik Barck, Mitgründer Readly

Weltweit gibt es einige ähnliche Angebote (Next Issue Media, Le Kiosk, Blendle). Was sind die USPs von Readly gegenüber den anderen Angeboten?

Wir glauben, dass Geschwindigkeit der Schlüssel zum Erfolg ist und keine Wartezeiten bei den Downloads für unsere Kunden. Und für Verlage ist es einfach, sich in unser Angebot zu integrieren, denn unsere Plattform setzt auf ein Höchstmaß an Automatisierung. Ein USP ist auch, dass wir eine wirklich globale Perspektive auf das Thema Lesen haben und auf diesem Weg für unsere Partner brandneue Erlösströme generieren.

Unser Kernangebot ist ein ‘all you can read’-Angebot, von dem wir glauben – und das sehen wir jetzt auch in den Statistiken – dass es die Gesamt-Lesezeit erhöht und im Wettbewerb mit den digitalen Angeboten der Film- und der Musikindustrie bestehen kann.

Wird Readly auch Zeitungen ins Programm nehmen?

Ja, in Schweden schon sehr bald.

Was können Sie uns zum wirtschaftlichen Erfolg von Readly verraten?

Ich kann sagen, dass das Kundenwachstum in allen Märkten, in denen wir bereits gestartet sind, sehr gut ist. Das wichtigste für Readly ist, dass wir von den Kunden wahrgenommen werden. Darum sind wir sehr aktiv in der Vermarktung, sowohl offline als auch online. Wir haben in diesem Sommer unsere erste TV-Kampagne auf TV4 Schweden gelauncht und wir werden in Deutschland sogar noch aktiver sein, wenn wir dort gestartet sind.

Wenn Sie uns schon keine konkreten Zahlen nennen wollen, was können Sie sagen?

Wir gehen mit diesen Daten noch nicht an die Öffentlichkeit. Das haben auch Spotify oder Netflix nicht getan, als sie sich auf der gleichen, frühen Entwicklungsstufe befunden haben wie Readly. Was wir sagen können ist, dass Readly in Schweden rapide wächst und dass man das im Verlauf dieses Jahres an den offiziellen Vertriebs-Reports der Verlage wird sehen können. Unsere schwedischen Verlagspartner sind sehr zufrieden mit den monatlichen Readly-Erlösen, zumal sie vorher praktisch ‘nichts’ mit ihren eigenen Websites oder Apps verdient hatten.

Sicherlich bekommen Sie aus den Nutzungsdaten eine Fülle spannender Erkenntnisse. Teilen Sie diese Daten mit den Verlagen?

Ja, so ist es. Ein Readly Kunde liest im Durchschnitt 7-8 Zeitschriften pro Monat. Aber wir denken, dass wird noch mehr werden in dem Maße, indem wir mehr Inhalte aus neuen Märkten integrieren können. Und wir teilen unsere Daten mit den Verlagen. Verleger können in Echtzeit auf die Informationen (für eigene Titel) zugreifen.

Sie wollen noch dieses Jahr in Deutschland starten. Wann?

Ja, wir sprechen mit allen wichtigen deutschen Verlagen und wir sind sehr zuversichtlich, dass wir schon bald einen guten ‘soft launch’ haben werden.

[pvd: nach unseren Recherchen gibt es allerdings durchaus noch den einen oder anderen wichtigen Verlag, der bisher nicht mit Readly gesprochen hat. Und insgesamt scheint es gegenüber diesem Angebot viel Skepsis zu geben.]

Wie laufen denn die Gespräche? Wie reagieren die deutschen Verlage auf Ihr Angebot? Gibt es einen bedeutsamen Unterschied zu den ausländischen Verlagen?

Nein, es gibt hier keinen großen Unterschied zwischen deutschen Verlegern und den Verlagen anderswo. Was ich sagen kann ist, dass deutsche Verlage schneller als ihre ausländischen Wettbewerber Interesse an unserem Angebot gezeigt haben. Wie viele Titel vom Start weg dabei sein werden, das kann ich noch nicht sagen. Aber wir sind optimistisch, dass es ein beeindruckendes Portfolio sein wird. Mit einem sehr großen Partner stehen wir schon in abschließenden Gesprächen.

Die offenkundige Frage aus Verleger-Perspektive lautet: werde ich durch eine Teilnahme an Readly mehr direkte Verkäufe verlieren oder mehr zusätzliche Erlöse erzielen? Was antworten Sie darauf?

Dass wir zusammen mit unseren schwedischen Verlagspartnern seit dem Start im März 2013 viele Male unsere eigene Kundenliste gegen die der Verlage abgeglichen haben. Und wir haben dabei eine maximale Überschneidung von 3% gefunden. Das heißt, wir liefern das, was wir versprechen. Neue Kunden und eine wachsende Zahl Leser. Denn 97% der Readly-Kunden können von unseren schwedischen Verlagspartnern nicht in deren Systemen gefunden werden.

Die Ausschüttung an die Verlage soll bei 70% liegen. Wie verteilen Sie Ihre Erlöse auf die Verlage?

Das basiert auf der Anzahl der gelesenen Seiten und ob die komplette Ausgabe geladen wird. Unsere Partnerverlage können das mit Hilfe von Readly Analytics in Echtzeit verfolgen, wenn Sie das wollen.
Dieses Interview haben wir für den Vertriebsnewsletter BEST SELLING des VDZ geführt, in dem es zuerst erschienen ist. VDZ-Mitglieder können den Newsletter bei Frau Wiencek, , bestellen.
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