Wer nicht hören will muss fühlen
Wer nicht hören will muss fühlen
Die Erziehungsleitlinie ‘wer nicht hören will, muss fühlen’ ist in Zeiten der Hubschrauber-Pädagogik in Vergessenheit geraten. Sie mag im Umgang mit Kleinkindern auch tatsächlich an ethische Grenzen stoßen, die auszutesten unverantwortlich wäre.
Erwachsenen Managern darf man die Konsequenzen ihres Handelns aber zumuten. Erfolglosigkeit muss nicht, kann aber Konsequenz von Managerhandeln sein.
Wenn der digitale Lesermarkt sich nicht so gut wie erhofft entwickelt, dann kann das viele Gründe haben. Überzogene Hoffnungen fallen uns an erster Stelle ein. Desinteresse an klassischem Journalismus kommt in Frage. An eine grundsätzlich zu selten vorhandene Bezahlbereitschaft für digitale Presse glauben wir zwar nicht, sie kommt aber als Grund für enttäuschte Wachstumshoffnungen schon auch in Frage.
Lesermarktverantwortlichen, die mit ihren Paid Content-Produkten Enttäuschungen erleben, raten wir in der Regel zu einem optimistischen Festhalten an den Langfristzielen bei gleichzeitigem Erproben neuer Taktiken und Strategien.
Sehen wir den Tatsachen ins Gesicht: eine mögliche Ursache für ein sich enttäuschend entwickelndes Lesermarktgeschäfts ist auch schlechtes Management. Manchem Verlagsmanager möchten wir die kritische Frage stellen: sind Sie sicher, dass Sie ihrer Aufgabe bestmöglich gerecht werden?
‘Bestmöglich’ bedeutet auch ‘Best Practice’. Es können einzigartige Erfolgsmaßstäbe sein, die man mit diesem Label versieht. Best Practice können aber auch etablierte Standards sein, die längst über das Stadium singulärer Erfolgsgeschichten hinausgewachsen sind.
Auf den vorangehenden Seiten thematisieren wir in unterschiedlicher Tiefe drei solcher Standards:
1) Wochenpreise statt Monatspreise
2) keine Angst vor dem Verkauf einzelner Artikel
3) testen Sie Verticals aber nicht ausgerechnet Sport Verticals
Vielleicht teilt nicht jeder Leser unsere Überzeugung, dass es sich hierbei bereits um etablierte Standards handelt. Vielleicht gibt es in Einzelfällen gute Gründe, sich gegen weit verbreitete und im Großen und Ganzen ausnahmslos belegte Praxiserfahrungen zu stellen. Aber in jedem Fall sind Manager, die an Monatspreisen festhalten, die das x-te Sport-Vertical in Auftrag geben oder die sich hartnäckig dem Ruf (nicht nur) der jungen Generation nach einer Möglichkeit zum Kauf einzelner Artikel verweigern, in der Pflicht, sich zu erklären. Sie sollten sich für die Frage wappnen: haben Sie wirklich alles für den Erfolg ihres Geschäftes getan? Oder tragen Sie Ihren Teil dazu bei, dass Ihr Digitalabogeschäft auf der Stelle tritt?