Wer viel fragt, bekommt viele Antworten

Wer viel fragt, bekommt viele Antworten

Bitte ankreuzen: Wie gut oder ungut fühlen Sie sich beim Konsum von Lebensmitteln, die Polyvinylpyrrolidon enhalten?

[ ] Sehr gut
[ ] Gut
[ ] Weder/noch
[ ] Ein bisschen ungut
[ ] Sehr ungut
[ ] Ich weiß nicht

Wenn Sie sich nicht zufällig schon einmal mit PVP, auch als E 1201 bezeichnet, beschäftigt haben, dann wird Ihnen die Antwort auf diese Frage vielleicht schwerfallen. Aber noch etwas schwerer vermutlich die Antwort “sehr gut”. Auch wenn man nichts über diesen Stoff weiß, so klingt die Bezeichnung wohl dennoch ein wenig bedrohlich.

Würde es Sie überraschen, wenn Sie nun erführen, dass mit dieser Frage ‘aufgedeckt’ wurde, dass eine Mehrheit der Menschen sich nicht gut fühlt, wenn sie Lebensmittel, die PVP enthalten, vorgesetzt bekommen? Oder würden Sie den Eindruck haben, dass diese Frage eine bevölkerungsrepräsentative Stichprobe schlicht auf dem falschen Fuß erwischt, weil sich die meisten Menschen mit dieser Frage noch nie beschäftigt haben?

OK, das war ein überzogen plastisches Beispiel. Etwas lebensnäher: möchten Sie das Reh für Ihren Weihnachtsbraten lieber mit Schrot oder Kugel geschossen haben?

Oder eine unserer Lieblingsfragen aus dem Alltag, gestellt vom Taxifahrer in einer fremden Stadt: “Soll ich über den Ring fahren oder den Tunnel nehmen?”

Das alles waren Fragen, die man mit Fug und Recht unterschiedlich, auch gegensätzlich beantworten könnte. Es sind aber allesamt auch Fragen, zu denen man keine Meinung haben sollte, wenn man sich nicht bereits damit beschäftigt hat. Und Fragen, mit denen sich eine große Mehrheit der Menschen tatsächlich noch niemals beschäftigt hat. Weil es sie nicht betrifft. Weil es sie nicht interessiert. Weil es Ihnen egal ist.

Wie viele Menschen in einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe werden sich bisher schon einmal die Frage gestellt haben, wie sie sich zur Anwendung von Künstlicher Intelligenz im Journalismus positionieren wollen?

Vermutlich nicht sehr viele. Aber wenn man derselben Stichprobe die Frage stellt, wie gut oder ungut sie sich fühlt, wenn Nachrichten mit Hilfe von KI erstellt werden, dann antwortet sie mehrheitlich entschieden mit “ungut”. Und mit “ein bisschen ungut”, wenn die Arbeit der KI von Menschen überwacht wird.

Welchen Wert haben dieser Befund aus dem aktuellen Digital News Report und ähnlich lautende Ergebnisse anderer Studien zum Thema?

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