Das Spotify für Fortbewegung

Das Deutschlandticket ist das Spotify für Fortbewegungsinteressierte. Für 49€ monatlich kann man damit in Deutschland überall und mit viel Geduld sogar von überall nach überall reisen.

Über die Sinnhaftigkeit der Flatrate für den öffentlichen Personennahverkehr kann man streiten. Über die Attraktivität des Angebotes nicht. Denn zwar sind 49€ pro Monat kein Pappenstiel. Aber die bisherigen Verkaufszahlen übertreffen die Erwartungen der meisten Experten und betroffenen Unternehmen bei Weitem.

10Mio Deutschlandtickets waren Ende Mai verkauft. Immerhin 5Mio dieser 10Mio Tickets seien von Bisher-Nichtabonnenten erworben worden, teilt der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) mit; 700.000 sogar von ganz neuen ÖPNV-Nutzern.

Die 5 übrigen Millionen Deutschlandtickets haben Fahrgäste erworben, die bereits ein Abo eines regionalen Nahverkehrsbetreibers besessen hatten. Die fahren mit dem Deutschlandticket nun besonders gut. Denn erstens können sie das in ganz Deutschland nutzen statt nur vor ihrer Haustür. Und zweitens ist es in aller Regeln auch noch billiger zu haben als ihre vorherige Monatskarte für Bus und Bahn.

Wie viel billiger, das ist nicht einfach zu sagen. Denn nach der letzten Erhebung des ADAC aus dem Jahr 2021 kosten Monatskarten in deutschen Städten zwischen 57€ (München) und 113€ (Hamburg).

Laut VDV haben die Verkehrsbetriebe vor dem Start des Tickets damit gerechnet, dass ihnen dadurch 3Mrd€ Mindereinnahmen entstehen. Die könnte man kalkulatorisch mit rund 5Mio Neukunden kompensieren. Der VDV-Sprecher betont allerdings, dass das eine Milchmädchenrechnung sei. Schließlich stiegen ja auch die Kosten für Personal und Material immens an, wenn 5Mio neue Kunden den ÖPNV nutzen.

Wir wollen diese Kalkulation nicht weiter diskutieren. Aber wir möchten die Gelegenheit nutzen, darauf hinzuweisen, dass das Deutschlandticket offensichtlich ein sehr attraktives Produkt ist – nicht nur für die Eh-da-Kunden, für die es eine Ersparnis bedeutet. Sondern auch für Millionen von Menschen, die bisher keine Dauerfahrkarte genutzt haben.

Hier überzeugt offensichtlich die Kombination aus Preis und Bequemlichkeit (nur 1 Ticket, das immer und überall gilt).

Preis und Bequemlichkeit wären auch für Digitalpresseflatrates starke Incentives. Vom Deutschlandticket kann man lernen, dass eine anbieterübergreifende Flatrate nicht nur 10€ kosten darf. Und dass damit auch solche Kunden gewonnen werden können, die vorher kein Abo hatten.

Nicht zuletzt ist erwähnenswert, dass Publishern pro zusätzlichem Kunden kaum zusätzliche Kosten entstehen. Der absehbare Erfolg des Deutschlandtickets ist darum eine gute Gelegenheit, verlagsübergreifende Bundles neu in den Blick zu nehmen.

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