“und immer an den Leser denken”

Fakten, Fakten, Fakten – und immer an den Leser denken. Das hat Focus-Gründungschefredakteur Helmut Markwort seiner Redaktion immer wieder eingebläut; zumindest, wenn man der damaligen TV-Werbung glaubt. Damals hat manch einer das inszenierte Mantra belächelt. Heute wirkt es seltsam modern, weil selbst seriöse Medien unter 'Fake News'-Verdacht gestellt werden und die Frage, ob faktenbasierter oder haltungsorientierter Journalismus die Marschroute sein sollen, ernsthaft diskutiert wird. Zeitgemäß ist auch der 'Immer an den Leser'-denken-Teil. Nur, dass heute beim Denken die Phantasie der Journalisten ('was könnte meine Leser interessieren?') zurückstehen muss hinter der gemessenen Datenlage (Was hat die Leser tatsächlich interessiert? Wofür haben sie ein Abo abgeschlossen? Welche Artikel werden gelesen?) Gar nicht zeitgemäß ist der große Zampano, der seine Redaktion in Anführermanier darauf einpeitscht, die Leserinteressen zu berücksichtigen. Diese Rolle übernehmen heute geschulte und zwischenmenschlich begabte Coaches. Die kommen weniger mit hierarchischer Macht als mit Kundenwissen bewaffnet daher. Und sie kämen niemals auf die Idee 'immer an den Leser denken' als nur den zweiten Teil ihrer Mission zu formulieren. Sich immer am Leser orientieren, und zwar an dessen tatsächlichem, gemessenen Leserverhalten und

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