#7/2021: Digitalabo-Preise gemessen am Big Mac Index
Abo-Preisgestaltung
Das Digitalabo der New York Times kostet US-Bürger derzeit 18,42$ pro Monat, Bestellern aus Deutschland wird es zum Regelpreis von monatlich 8,76€ angeboten. Die NZZ verkauft ihr Digitalabo in Deutschland für 14,90€ monatlich. Schweizer Bürger sollen dafür 24CHF bezahlen. Die Mitgliedschaft beim dänischen digital only Startup Zetland kostet monatlich 129 Dänische Kronen. Bildplus kostet 7,99€, das schwedische Aftonbladet Plus 99 Schwedische Kronen, The Times Basic 15£, Gazeta Wyborczca Basis kostet 19,90zł.
Digitalabopreise weltweit zu vergleichen ist eine Herausforderung
Umrechnung in US$ oder € wird volkswirtschaftlichen Unterschieden nicht gerecht
Um die Preisgestaltung dieser und anderer Medien miteinander vergleichen zu können, braucht es eine gemeinsame Basis. Nicht selten rechnen wir Preise dazu in Euro oder US-Dollar um. Aber auch nach der Umrechnung in gleiche Währungseinheiten sind die Preise nur eingeschränkt vergleichbar. Denn polnische Leser und Norweger, US-Amerikaner und Schweizer leben in Ländern mit unterschiedlichen Einkommens- und Preisniveaus. Ein Betrag, der umgerechnet 10$ entspricht, erscheint in einem Land gering und im anderen hoch.
Big Mac-Index als pragmatische [und augenzwinkernde] Lösung
Das britische Magazin Economist hat sich Mitte der 80er Jahre eine pragmatische Lösung für den Vergleich von Preisen in unterschiedlichen Währungen einfallen lassen, den Big Mac Index. Weil der Burger von McDonalds in vielen Ländern über den ganzen Globus hinweg verkauft wird und dabei immer das gleiche Produkt in der gleichen Qualität über die Theke wandert, lassen sich die Preise für den Big Mac gut miteinander vergleichen. Man könnte sogar erwarten, dass nach Umtausch der Währungen die Preise für das gleiche Produkt überall auf der Welt auf dem gleichen Niveau liegen.
Economist veröffentlich Big Mac Index 2x jährlich
Das ist nicht der Fall. Der Economist berechnet den Big Mac Index zweimal jährlich, jeweils im Januar und im Juli. Er veröffentlicht die Daten auf einer Website [vor der Paywall: ] und ermittelt so, welche Währungen gegenüber dem US-Dollar als Leitwährung über- bzw. unterbewertet sind.
pvd hat weltweite Digitalabopreise in lokale Big Mac-Paritäten umgerechnet
Nach der gleichen Logik haben wir uns die Preise bekannter internationaler Paid Content-Angebote angesehen. Wir haben die Preise für Monatsabos in die Anzahl Big Macs umgerechnet, die man im jeweiligen Land für den gleichen Betrag (in Landeswährung) kaufen könnte.
Die folgenden Grafiken beruhen für alle Nicht-EU-Länder und nicht für die Schweiz auf den Big Mac-Preisen, die der Economist in der jüngsten Aktualisierung seines Index verwendet hat. Da der Economist-Index ein Währungs-Bewertungs-Instrument ist, verwendet er für sämtliche Länder des Euro-Raums einen einzigen Burger-Preis: ein hiesiger Big Mac kostet demnach 4,25€. Es ist nicht ganz klar, wie der Economist auf diesen – vermutlich gemittelten – Preis gekommen ist. “Die Big Mac-Preise stammen von McDonald’s direkt und aus Berichten rund um die Welt” heißt es lapidar auf der Website des Economist.
Um die Preise auch zwischen verschiedenen EU-Ländern vergleichen zu können, haben wir für diese Staaten und für die Schweiz einen aktuellen individuellen Big Mac-Preis recherchiert. Es sind jeweils Preise, zu denen Big Macs in den Hauptstädten dieser Länder angeboten werden. Dabei zeigt sich: zwischen Paris (6€) und Wien (4,10€) ist der Big Mac ganz unterschiedlich teuer. Für die Schweiz sehen wir den aktuellen Preis bei 7,20CHF – der Economist rechnete im Januar mit 6,50CHF. Für alle anderen Länder haben wir die Preise des Economist übernommen.
Paywallabos kosten zwischen 1,5 und 3,9 Big Macs
Wie sehen nun also die Preise für Digitalabos in Burger-Einheiten aus?
Für den Blick hinter die Paywalls der Boulevardtitel Bild und Aftonbladet (Schweden), für die Webinhalte der polnischen digitalen Qualitätszeitung Gazeta Wyborcza aber auch für die Webinhalte des Wall Street Journal bezahlen die Nutzer im jeweiligen Kernmarkt monatlich weniger als den Kaufpreis von zwei Big Macs. Die New York Times berechnet US-Bürgern für Ihr Digitalabo so viel, wie die NZZ für ihr Webabo den Schweizern: den Gegenwert von 3,3 Big Macs. Deutsche müssen für ein FAZ+ Abo (ab dem zweiten Jahr) auf fast vier Big Macs verzichten.
Digital-Komplettabos inklusive E-Paper und/oder Ausgaben-App sind teurer
Vielen Medien unterscheiden mindestens zwei Digitalabos. Eine Basisversion, die nur die Bezahlschranke im Web und vielleicht noch einer Nachrichten-App öffnet, und eine Premium-Version, die den Zugang auch zum E-Paper oder multimedialen Formaten der täglichen Ausgaben eröffnet. So kostet das oben in Big Macs umgerechnete Basisabo des Wall Street Journal 9,99$ monatlich. Wenn man aber auch die Ausgaben-App für das iPad nutzen will, dann kostet das Abo 36,99$. Auch die Neue Zürcher Zeitung berechnet für ihr Digitalabo inklusive E-Paper den Schweizern mehr als doppelt so viel wie für das Webabo, nämlich 54 statt 24 Franken pro Monat.
Digital-Komplettabos kosten zwischen 2,3 und 8,4 Big Macs
Den Gegenwert von rund 8 Big Macs bezahlen Schweizer, Engländer und Deutsche für das Digital-Komplettabo ihre jeweiligen nationalen Tageszeitungsflaggschiffe. Österreicher und Schweden kommen mit knapp 5 Big Macs günstiger davon. Die Bild Zeitung berechnet für ihr Digitalabo inklusive E-Paper in dieser Währung genauso wenig wie die Gazeta Wyborcza, nämlich nur knapp 2,5 Big Macs.
In Dollar umgerechnet ist das Abo des Schweizer Startups Die Republik das teuerste neu gestartete journalistische Paid Content-Angebot (22CHF monatlich, umgerechnet fast 25$). Das dänische Zetland kostet 129 Kronen monatlich (etwa 21$). Aber übersetzt in die lokalen Big Mac Preise ist Zetland deutlich teurer als Die Republik.
Paid Content-Startups berechnen zwischen 1,3 und 4,3 Big Macs