Überlebt ‘Live’-Journalismus die Krise?

Ein spätes Opfer der Corona-Epidemie ist das Live-Journalismus-Startup Pop-Up Magazine. Über diese Unternehmung, die journalistische Inhalte als Bühnenperformance inszenierte und damit in den USA große Theatersäle mit teils vierstelligen Zuschauerzahlen füllte, haben wir zuletzt in der Juni-Ausgabe 2020 berichtet. Schon da waren die Epidemie-Folgen das Thema. Das Live-Magazin, zu dessen Grundprinzipien es eigentlich gehörte, ausschließlich als Vor-Ort-Erfahrung zu erscheinen, publizierte zu diesem Zeitpunkt erstmals Videoaufzeichnungen der darstellerischen Präsentation von Journalismus, um überhaupt noch ein Publikum zu erreichen. Erfolgreich war dieser Wechsel des Formates offensichtlich nicht. Und – so heißt es in der Mitteilung über das Unternehmens-Ende – es fanden sich auch keine mutigen Investoren, die einen Neustart des Pop-Up Magazine möglich machen wollten. Live-Journalismus war vor Corona vielleicht das spannendste nichtdigitale Innovationsprojekt für journalistische Angebote überhaupt. Mit Bühnen-Shows, die mit allen denkbaren Elementen der Vor-Ort-Unterhaltung – zum Beispiel schauspielerische Darstellung, Musik, Tanz, Film – journalistische, das heißt faktenbasierte Inhalte präsentieren, erreicht dieses Format junge Menschen, die für Papier-Journalismus bereits verloren sind. Das Pop-Up Magazine war nur der Pionier und mit Abstand das größte Unternehmen dieses bei uns weitgehend nicht existenten