#12/2022 Anti-Churn-Tipp #2 – Erinnerungsversprechen

Anti-Churn-Tipp2

Abotipps von Blinkist

  • Abo teilen erhöht die Kundenbindung
  • Abo teilen erhöht das Engagement
  • bei Probeabos eine Warn-E-Mail versenden: Achtung: Testphase endetDas bringe “netto” mehr Kundenund sei nun Indus-triestandard

In der Folge vom 12. Oktober hatte ‘Subscribe Now’-Podcaster Lennart Schneider den Mitgründer und CEO der Buchzusammenfassungs-App Blinkst, Holger Seim, zu Gast. Auch der hatte wertvolle Anregungen für Aboanbieter (auch) in der Pressewelt auf Lager:

  • Blinkist bietet jedem bezahlenden Abonnenten die Möglichkeit, sein Abo mit einer anderen Person zu teilen. Das muss kein Familien- oder Haushaltsmitglied sein. Das Teilen-Angebot dient zum einen – das kommt wohl jedem pvd-Leser mittlerweile sofort in den Sinn – der Kundenbindung, weil solche geteilten Abos seltener gekündigt werden. Schließlich beraubt eine Kündigung auch die andere Person des Zugangs.
  • Blinkist sieht darin aber noch einen weiteren Mechanismus der Kundenbindung, der bisher weniger bekannt ist. Die beiden miteinander teilenden Personen tauschen sich über die gelesenen bzw. gehörten Inhalte aus. Sie empfehlen einander neue Stücke (im Fall von Blinkst Buchzusammenfassungen), und sie diskutieren im Anschluss deren Inhalte. Somit trägt das Teilen eines Abos zur Steigerung des Engagements bei. Und das Engagement ist bei Blinkist wie in der Pressewelt einer der, wenn nicht sogar DER Kundenbindungsfaktor Nummer 1.
  • Die Probeaboform bei Blinkist lautet: 1 Woche gratis, danach folgen nach Wahl ein Jahresabo oder ein Flexabo. Nach fünf Tagen verspricht Blinkist eine Erinnerungs-E-Mail, "dass deine Testversion endet". Damit gibt es potenziellen Neubestellern die Sicherheit, dass sie nicht aus Versehen in ein Abo geraten, dass sie nicht wollen. CEO Seim erzählt, dass diese Form der Erinnerung natürlich äußerst vorsichtig eingeführt wurde. Sie habe sich aber nachweislich bewährt. Man gewinne mit diesem Versprechen "netto" mehr Kunden als ohne. Seim glaubt, dass Blinkist hier einen neuen Industriestandard geschaffen habe. Ein solches Erinnerungsversprechen sei mittlerweile von vielen Abo-Apps eingeführt worden. Beispielhaft nennt er die von uns bewunderte (vgl. pvd #6/2022 und #11/2022) Sprachlernapp Duolingo.

pvd meint Aus der Digitalpresseabowelt fällt uns hier kein Beispiel ein. Aber ein guter Grund, diesen Mechanismus wenigstens einmal zu testen. Den haben wir oben schon thematisiert: die Herausforderung durch Sofortkündiger. Hier sehen wir nun einen anderen Ansatz als die Sofort-Beendigung des Probeabos, der auch vielversprechend sein könnte und obendrein deutlich sympathischer daherkommt. Nicht alle Sofortkündiger sind Gratisschnorrer. Etliche Sofortkündigungen dürften durch die Befürchtung motiviert sein, ungewollt in eine Aboverpflichtung hineinzugeraten. Das Versprechen, vor der Umwandlung des Probeabos in ein reguläres Abo eine Erinnerung zu erhalten, wirkt dem entgegen.

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